Geschichte
Die ursprünglich aus der Türkei stammende Angorakatze ist laut Gen-Untersuchungen die älteste Langhaarrasse der Rassekatzen und somit auch die Urmutter aller Langhaarrassen. Diese orientalische Rasse hat einen natürlichen Ursprung, denn sie ist durch das mutierte Langhaar-Gen entstanden. Sie ist eine der ältesten Katzenrassen der Welt. Die Türkei ernannte sie sogar zur Nationalkatze. (Angora ist der alte Name von Ankara und der dazugehörigen damaligen Provinz, der heutigen Hauptstadt der Türkei). In ihrem Heimatland wird sie "Ankara kedisi" genannt.
Seit dem
15. Jahrhundert
ist die Türkisch Angora in der Türkei als eigene Rasse bekannt. Sie war die erste Langhaarkatze, die nach Westeuropa kam. Türkische Sultane des osmanischen Reiches sandten sie
im
16. Jahrhundert
als Geschenk an die Höfe in England und Frankreich. Als erste Langhaarkatze überhaupt in Westeuropa war ihr der Erfolg sicher. Könige, wie etwa Ludwig XV., waren Bewunderer dieser weißen Katzen mit den geheimnisvollen Augen und gaben sie als wertvolles Geschenk an Fürsten weiter.
Im
18. Jahrhundert
war sie Statussymbol an den europäischen Höfen. Zahlreiche Gemälde dieser Zeit dokumentieren diese Art von Luxusgeschenken. Prinzessin Victoria von Schleswig-Holstein war Besitzerin einer solchen weißen Katze. Zu etwa der gleichen Zeit brachte der französische Naturforscher Nicolas-Claude Fabri de Peiresc einige dieser Katzen aus der Türkei mit nach Frankreich. Ebenfalls gelangte sie mit italienischen Seefahrern nach Europa.
Im
18. Jahrhundert
kam die Rasse in Mode und wurde zum Liebling des Adels. Am Hof der französischen Könige war sie allgegenwärtig. Louis XV., Louis XVI., Kardinal Richelieu und Marie Antoinette waren Besitzer dieser damals sehr beliebten und berühmten Katzen. In einem Buch des französischen Naturforschers Georges-Louis Leclerc de Buffon wurde diese Katzenrasse bereits
im
Jahre 1756
erwähnt und bildlich dargestellt. Der Adel verehrte diese edle, langhaarige und anmutige Katzenrasse, da zu dieser Zeit in Europa nur die einheimischen, kurzhaarigen Rassen verbreitet waren. Sie wurde hoch geschätzt und es wurden sehr hohe Preise für die Beschaffung bezahlt.
Seitdem ist viel Zeit vergangen. Mit dem Auftauchen der Perserkatze verblasste der Stern der Angora.
In den
60er Jahren
ging der Bestand reinrassiger Türkisch Angoras selbst in ihrem Heimatland, der Türkei, auf ein bedrohliches Maß zurück. Einige wenige Exemplare wurden dort in den Zoos von Ankara und Istanbul gehalten, um den Fortbestand dieser Rasse zu gewährleisten. In der Türkei gilt die Türkisch Angora Katzen heute als Nationalkatze und wird unter anderem in den Zoos von Ankara und Izmir gezüchtet. Dort gelten allein die weißen Katzen als edel.
In den
1950er Jahren
importierten erste amerikanische Züchter sogar ein Angorapärchen aus der Türkei, um die heute wieder immer beliebter werdende Rasse weiter züchten zu können.
Im Jahr
1954
kam die erste Türkisch Angora in die USA.
1973
hat die US-amerikanische Katzenzucht-Organisation CFA die weiße Varietät anerkannt, die farbigen Tiere
1978.
In den
70er Jahren
kamen die ersten Türkisch Angora aus den USA und der Türkei nach Deutschland. Hauptsächlich aber basierte die Zucht allgemein auf Türkei-Importen.
Es gelang
1954
der Amerikanerin Lyn Pierce (Kenlyn Cattery), eine Katze mit dem Namen Pucette Michelle (weibl. odd-eyed white) aus dem Istanbuler Tiergarten nach Amerika zu importieren. Mit dieser Katze wurde allerdings nicht gezüchtet, da es hieß, dass wirklich reinrassige Tiere nur in der Gegend von Ankara zu finden sind, und von dort wurden dann
in den
1960er Jahren
die ersten Türkisch Angora in die USA und nach Kanada importiert. Viel später wurden dann auch Zookatzen aus dem Istanbuler Zoo akzeptiert, da dieser Zuchtstock ebenfalls aus Ankara-Zoo-Katzen bestand.
Von Kenan Taspinar (Taspinar Cattery) wurde
1962
ein weißes Kätzchen mit unterschiedlicher Augenfarbe von einem privaten Türkisch Angora Züchter aus Ankara importiert. Diese türkischen Züchter waren mit in das Ankara Zoo Programm eingebunden, so dass auch diese Tiere wieder in Relation zueinander standen.
1968
importierte Herr Taspinar fünf weitere Türkisch Angora Katzen, darunter auch „Duman“, ein black-silver-tabby Kater. 1970
überließ er seinen gesamten Zuchtstock Gisela Stoschek (Tai-Phoon Cattery).
1963
wurde von Colonel und Walter Grant ein Pärchen weißer Türkisch Angora registriert. Diese beiden gingen namentlich in die Geschichte der Türkisch Angora ein. Ihre Namen waren „Yildiz“ und „Yildizcek“, sie wurden ein Jahr zuvor im Ankara Zoo geboren. Die ersten Nachkommen dieser beiden Katzen verkauften die Grants ausschließlich kastriert, weil sie sicherstellen wollten, dass ihre gezüchteten Katzen nur mit Ankarazookatzen bzw. deren reinen Nachkommen verpaart werden. Um einen Zuchtstamm aufzubauen, importierten die Grants
1966
ein weiteres Paar Katzen aus dem Ankara Zoo. Auf den Nachkommen dieser Katzen bauten einige Züchter Jahre später ihren Grundstock auf.
Fast zeitgleich, nämlich
im
Jahre 1964,
importierten Herr Leinbach und seine Ehefrau ein Pärchen weißer Angoras aus dem Ankara Zoo nach Amerika. Ihre Namen waren „Sam Oglum“ und „Aliya’s Snowball“. Die Leinbachs arbeiteten eng mit Lee Thornton (Thornton Cattery in CFA, Thornton Desert Cattery in den anderen Katzenvereinen) zusammen, die ihnen half, diese Tiere zu registrieren.
1965
bekam Thornton noch ein weiteres weißes odd-eyed Türkisch Angora Mädchen mit dem Namen „Belkizar“, welches wenig später mit einem Kater mit dem Namen „Sam of Mountain Home“ verpaart wurde. Die Nachkommen dieser Verpaarung bildeten zusammen mit einigen Grant- und den Leinbach-Katzen den Grundstock der Thornton Cattery.
Eine Katze aus diesen Zoos zu bekommen, war zum damaligen Zeitpunkt mit sehr großen Schwierigkeiten verbunden. Aber auch in Deutschland und den Niederlanden wurden in den frühen
1970er Jahren
Katzen aus den Zoos importiert. Eine nicht unerhebliche Rolle dabei spielte der Zoologe Michael Reimann (Tha Makhuas Cattery) und Nadja Mardak (Cattery Ueskuedarsaray) in Deutschland. Reimann gelang es
in den
1970er Jahren,
ein Pärchen aus der Türkei zu importieren. Diese Tiere trugen den Namen Türkiye-Ithal's (Türkei-Import). Die daraus gezüchteten Tiere des Herrn Reimanns tragen den Namen „Tha Makkuas“.
Die TUA, wie die Türkisch Angora nach internationalen Rassestandards genannt wird, ist genetisch verwandt mit der Vankatze (Türkisch Van). Auf den ersten Blick ähneln sich diese Rassen ein wenig. Die Vankatze ist jedoch größer und schwimmt sogar gerne im Wasser. Zufällig entdeckten
1955
zwei englische Fotografinnen in Südostanatolien Katzen mit seidenweichen, halblangen Fell, die am Kopf und Schwanz rote (auburn) Zeichnung aufwiesen. Diese Rasse, die man erst für eine Art der Türkisch Angora hielt, war eben die Türkisch Van Katze. Diese wurden im Gegensatz zur Türkisch Angora nur von Privatleuten gehalten. Als Geschenk erhielten die Fotografinnen einen Kater und eine Katze, die sie mit nach England nahmen. Als vier Jahre später nochmals Vankatzen importiert wurden, konnte die planmäßige Zucht in England beginnen. Ohne Erlaubnis der türkischen Behörden durfte keine Türkisch Van ausgeführt werden.